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Der lange Weg zu solcher Einfachheit

Die Kunst des Heinz Jahn in der Kunsthalle Altdorf erscheint nur vordergründig dekorativ.

Es sind Schöpfungen parallel zur Natur.

  1. Heinz Jahn kommt originell vom Hölzchen aufs Stöckchen. Foto: Georgis Zwach

 

 

ETTENHEIM-ALTDORF. Mit der Ausstellung der Bilder und Objekte von Heinz Jahn haben Isolde Wawrin und Yoshiyuki Kakedo dem ehemaligen Altdorfer Synagogenraum, ihrer Kunsthalle, einen fröhlichen Touch verliehen. Erfreut über so viel Farbe bei den bunten Objekten drücken viele Besucher ihre Zustimmung zu einer Kunst aus, die ihnen von der Leichtigkeit des Seins berichtet.

So jedenfalls empfinden die meisten die ungezählten Hölzchen mit ihren Verzweigungen, die der Hamburger Maler und Objektkünstler in abwechselnden Farben bemalt hat, um sie dann zu Bündeln zu vereinen oder als Serien zu präsentieren. So kann ein solches Bündel einem unorthodoxen Mikadospiel ähneln, oder ein gerahmtes Linienspiel an einen aus den Fugen geratenen Rechenschieber für Kleinkinder.

Die lustigen Farbpunkte auf einem weißgrundigen Kleinformat, sind eher Farbkleckse, deren zentrales Pünktchen wie ein Zellkern anmutet und der weiße Drahtkorb, der in Über-Kopfhöhe von der Wand an die Wand montiert ist, ähnelt einem Basketball- Korb. Sein Inhalt wiederum besteht aus farbigen Holzverästelungen, die gleich einer überbordenden Riesenblume dem Gefäß entwachsen. Homo ludens – die Bedeutung des Spielens für die Entwicklung des Menschen tritt da ins Bewusstsein und man begibt sich auf die Suche nach den Erkenntnis- Bezügen, die der Künstler seiner Arbeit unterlegt.

Er will uns keine Systeme vermitteln, keine Geometrien und keine Farbenlehre. Unsystematisch und doch stimmig, wirken diese Bemalungen. Unentwirrbar erscheinen die Einzellinien solcher Knäuel. Ohne Anfang – ohne Ende – scheinen sich die Äste in alle Richtungen in den Raum auszudehnen und, dass man dieses so empfindet, verdankt sich der suggestiven Ausstrahlung einer Verwandlung von Naturrelikten in fantastisch anmutende Objekte.

Wellenartig aufgehängte Seile auf einer riesigen Wandfläche evozieren die Erinnerung an prachtvolle Regenbogen und bewegte, unendliche Horizonte. Es sind Neuschöpfungen parallel zur Natur. Kein Ding in dieser Ausstellung, das seinen natürlichen Ursprung verleugnete und das nicht doch zu etwas gänzlich anderem geworden wäre. Und dennoch sind ihrer Eigenwilligkeit Grenzen gesetzt, durch Wände im Raum, durch anhaltende Rahmen, gläserne Kästen und tragende Sockel. Sie dienen jedoch eher der Hervorhebung der Authentizität der Kunstobjekte und der Distanz zu den alltäglichen Wirklichkeitsformen, die von Zweckorientierung geprägt sind.

Nicht zufällig sind die Rahmenobjekte und Bildgründe weiß. Weiß beruhigt das Auge und hebt solche Körper aus Linienbündeln ab von ihrem Umfeld. Es erweitert ihre vom dynamischen Farbchaos herrührende sensuelle Erfahrung in eine magische. Weiß setzt sie in Relation zur Neutralität ebener Flächen. Tatsächlich allerdings sind solche Fundamente meist ebenfalls uneben, wenn auch von verhaltener Plastizität. Voll überstrichener, löchriger Fasern und Blasen verweisen Malpapier und Holzflächen auf Spuren des Lebendigen. Und somit auch auf die Geschichtlichkeit der rohen, amorphen Materie.

So erscheint die Kunst des Heinz Jahn nur vordergründig dekorativ. Sie ist eine Hommage an die Natur, an ihre Macht der Auslösung von Bildern. Sie lässt Perspektiven einer neuen Schönheit außerhalb anthropomorpher und geometrischer Gesetzmäßigkeiten aufscheinen: Natur, betrachtet als Anregung zu poetischen Kommentaren. Bewundernd meinte eine Künstlerin zu diesen Arbeiten: "Weiß einer überhaupt, wie lange der Weg ist, zu solcher Einfachheit".

Heinz Jahn- Skulpturen, Objekte, Malerei
Kunsthalle Altdorf Eugen-Lacroix Straße 2, Sa und So 14 – 18Uhr und nch Verabredung,  07822-44 86 42.